Islamische Magische Schalen und Teller aus Metall

Artikel vom 29. August 2013 zuletzt aktualisiert am 6. Januar 2017

Wir freuen uns sehr, ein Buch unseres Mitglieds Dr. Ernst Langer vorstellen zu können, das einen ebenso interessanten – oft geheimnisvollen – wie nicht sehr häufig bearbeiteten Bereich islamischer Metallkunst vorstellt.

Der Autor war bereits in der Jubiläumsausstellung der Gesellschaft in Ingolstadt im Jahr 2000 mit einem Exemplar aus seiner Sammlung vertreten, dem die Bearbeiterin des Kataloges, Dipl.-Phil. Gisela Helmecke vom Museum für Islamische Kunst in Berlin, in ihrer ausführlichen Besprechung zur Abbildung III.8 des Kataloges¹ bescheinigte, „die sehr qualitätsvolle Ausführung vor allem der Inschriften rückt die Schale in die Nähe der besten Metallerzeugnisse aus dem safawidischen Iran“. Die gleiche Schale wurde im Jahre 2003 in der von Manfred Bumiller in Bozen veranstalteten Ausstellung Im Zeichen von Aldebaran. Islam und Wissenschaft gezeigt (im Katalog S. 54).

Magische Schale, Iran, 1. Hälfte 17. Jh.
Magische Schale, Iran, 1. Hälfte 17. Jh.

Zum Thema und zu seinem Buch geben wir dem Autor das Wort:

„Gravierte magische Metallschalen wurden zum Heilen von Krankheiten und zum Schutz vor Bissen oder Stichen von giftigen Schlangen, Skorpionen und tollwütigen Hunden verwendet. Frauen suchten die Hilfe durch magische Schalen, wenn sie den Wunsch hatten, Kinder zu bekommen, und Schwangeren sollten sie eine glückliche Geburt gewähren. Abbildungen von Liebespaaren auf Gefäßen zeigen, dass magische Schalen und Teller auch für den Liebeszauber verwendet wurden.

Wahrsagen war eine weitere Anwendungsmöglichkeit, und Anfang des 19. Jhs. beschreibt James Morier in seinem Roman „Die Abenteuer des Hadji Baba von Isfahan“, wie ein Derwisch eine magische Schale in Isfahan benützt, um gestohlenes Geld aufzufinden. Die ältesten magischen Schalen stammen aus dem 12. bis 15. Jh. Oft hat man auf ihnen Skorpione, Schlangen und Hunde abgebildet. Inschriften auf diesen Schalen beschreiben ausführlich, wie man sie gebrauchen soll. Demnach lässt man Wasser in der Schale stehen, um die magische Kraft der Schale auf das Wasser zu übertragen, das man anschließend dem Kranken zu trinken gibt.

Magische Schale
Magische Schale

Auf späteren Schalen gibt es keine Gebrauchsanweisung mehr, sondern Koranverse, andere religiöse Texte sowie magische Zeichen und Zahlen. Viele Schalen hat man auch mit den Bildern der 12 Tierkreiszeichen verziert, einige zusätzlich mit den Darstellungen der klassischen sieben Planeten.

Ein wichtiges Ordnungskriterium ist die Form der Schalen. Der Autor beschreibt die Entwicklung der bekannten Schalenformen vom Beginn im 12./13. Jh. bis in die Neuzeit. Die ab 1500 hergestellten magischen Schalen haben in der Mitte der Innenseite meistens einen Buckel, Omphalos genannt. Die Entstehung der Omphalosschalen ist ein Schwerpunkt des Buches.

Es wird eine große Zahl magischer Schalen abgebildet, die der Autor nach Alter, Form und regionaler Herkunft in Gruppen geordnet hat. Zu allen Schalengruppen werden Beispiele gezeigt, so dass die Entwicklung der Schalen nachvollziehbar ist, und die große Variationsbreite innerhalb der einzelnen Schalengruppen sichtbar wird. Regionale Schwerpunkte der vorgestellten magischen Schalen und Teller sind Ägypten, Syrien, die Türkei, der Iran und die muslimischen Gebiete des Indischen Subkontinents. Anhand von Bearbeitungsspuren auf der Metalloberfläche wird auf die Herstellungstechnik der Schalen eingegangen, die einen Hinweis auf ihr Alter gibt und für die Lokalisierung der Schalen hilfreich ist.

Die in der Literatur stiefmütterlich behandelten „Magischen Teller“ werden in einem eigenen Kapitel ausführlich besprochen. Dasselbe gilt für Gefäße mit Bildern von Liebespaaren, die in dem Kapitel „Liebesteller und Liebesschalen“ vorgestellt werden.

Islamische magische Schalen und ihre Anwendung wurden von einem Mönch bereits im Jahr 1646 im „Heiligen Land“ beschrieben und sind bis heute Thema von zahlreichen Veröffentlichungen. Daher ist die Erfassung der umfangreichen Literatur zu diesem Thema ein besonderer Schwerpunkt dieses Buches, das im Dezember 2016 in 2. verbesserter Auflage erschienen ist.

¹ Der Katalog unserer Ausstellung Islamische Kunst aus privaten Sammlungen in Deutschland ist bei der Gesellschaft erhältlich; siehe das Kapitel Publikationen.

Ernst Langer Islamische Schalen aus Metall. Medizinschalen und Wahrsageteller sowie Liebesschalen und -Teller, 194 Seiten, 248 Abbildungen, davon 240 in Farbe, im Selbstverlag, erhältlich bei amazon.de, im Buchhandel und über epubli.de, ISBN 978-3-7418-7466-6, 77,15 €