Am 28. Mai 2018 starb Manfred Bumiller

Artikel vom 20. September 2013 zuletzt aktualisiert am 4. März 2019
Todesanzeige in der Süddeutschen Zeitung vom 16. Juni 2018

Unser langjähriges Mitglied, der Sammler, Lebenskünstler und Ehrensenator der Universität
Bamberg, Manfrd Bumiller, ist nach schwerer Krankheit kurz vor seinem neunzigsten Geburtstag in Berlin gestorben. Im verdankt die Stadt Bamberg das Universitätsmuseum für Islamische Kunst und die Islamische Kunstgeschichte eine seltene Mustersammlung. Der folgende Text gibt einen guten Einblick in sein ereignisreiches Leben.
Die Gesellschaft wird Manfred Bumiller in Ehren halten.

Bumiller Art Foundation

Seit nun fast 25 Jahre hat Bamberg, auch genannt  „Faszination Weltkulturerbe“, ein Museum, das nicht so recht in den Kontext der „Barockstadt, Bierstadt, Bistumsstadt, Gärtnerstadt“ – dies sind einige der selbst gewählten Attribute der Kulturstadt – zu passen scheint. Im Lauf der Jahre kamen inzwischen fast 7 000 Objekte zusammen, die die Bumiller Collection ausmachen. Davon sind über 4 500 in drei Etagen zweier excellent restaurierter Bürgerhäuser mitten in der Bürgerstadt ausgestellt – ca. 100 Meter entfernt von der Otto-Friedrich-Universität, die mit der Stiftung Bumiller Art Foundation im Jahre 2008 einen Kooperationsvertrag abschloss. Der in Liechtenstein zum Schutz vor fremdem Zugriff angesiedelten Stiftung gehört praktisch alles, was Manfred Bumiller einst besaß oder finanzierte: die Grundstücke, das Sammlungsgut incl. Bibliothek sowie die gesamte Einrichtung des Museums. Nach der Satzung kann die Stiftung auch künftig nicht mehr reprivatisiert werden. Sie fällt bei Mittellosigkeit kostenlos einer Organisation zu, die Lehre und Forschung sowie den öffentlichen Zugang zur Sammlung garantiert.

Manfred Bumiller
Manfred Bumiller

Bumiller, geboren am 16. Juni 1928 in Neuss am Rhein (dem 16 v.Chr. von römischen Soldaten gegründeten Novaesium), widmete sich an der Universität zu Köln dem Studium der Wirtschaftswissenschaften, das er 1952 als Dipl.-Kfm. und 1953 als Dipl.-Volkswirt abschloss. Seit 1958 als Steuerberater tätig, war er im Laufe der Jahre derart erfolgreich, dass er allein für den Erwerb und die Restaurierung des aus dem 16. Jh. stammenden große Bürgerhäuser hohe Millionenbeträge aufwenden konnte. Der Bayerische Staat, vertreten durch den damaligen Staatsminister Zehetmair, belohnte dieses Engagement 1998 mit der Verleihung der Denkmalschutz-Medaille.

Mit der islamischen Kunst befreundete sich Bumiller, als ihm ein bekannter Kunstexperte abriet, sich mit dem Sammeln von Gemälden des 19.Jh. zu beschäftigen, ihn gleichzeitig mit islamischer Keramik bekannt machte und empfahl, er möge sich besser dem bis dato in Europa unbestellten Feld islamischer Metallarbeiten widmen. Das war 1980, und am Ende des nächsten Jahres gab es bereits 43 Objekte im Münchner Büro des Steuerberaters. Die folgenden 10 Jahre bezeichnete der Sammler als seine Lehrjahre, in denen er zunehmend Sachverstand gewann, aber auch manchen Fehler machte. Ganz wichtig war es zu lernen, wie man mit Händlern umgeht und den Tücken des Kunstmarktes auszuweichen. Inzwischen hatte er sich auf die selteneren frühen Metallobjekte aus der Zeit vom 7. bis 13. Jh. konzentriert. Irgendwann wuchs die Anzahl der Stücke über eine provisorische Verwahrung hinaus. Auch entstand der Wunsch, das Material der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Seine spezielle Art zu sammeln – Bumiller nannte es das „Briefmarken-Sammler-Prinzip“ – hielt ihn davon ab, seine Schätze einem Museum anzuvertrauen, wo ihnen lediglich ein Dasein im Depot sicher war. Er sammelte nämlich vergleichbare Objekte, bei denen es ausschließlich um Entwicklungsreihen geht und deren Vollständigkeit vor der Seltenheit oder dem Erhaltungszustand der Objekte rangiert. Der Stolz nahezu aller sonstigen Museen ist dagegen das hochwertige und möglichst einmalige Einzelstück.

Bumiller Collection
Bumiller Collection

Schon lange hatte das Institut für Islamische Kunstgeschichte und Archäologie der Universität Bamberg die Eignung der Bumiller Sammlung als wertvolles und besonders umfangreiches Anschauungsmaterial für seine Studenten erkannt, sodass die alten, prächtigen Räume in der Austraße Schauplatz vieler Seminarveranstaltungen und Übungen an Objekten wurden. An der Universität Bamberg war 1988 eine Stiftungsprofessur für Islamische Kunstgeschichte und Archäologie eingerichtet und bis 1993 mit wechselnden Gastdozenten besetzt worden.

Mit der Umwandlung in eine feste Professur vertrat Prof. Dr. Barbara Finster das Fach ab 1995. Ihr folgte auf dieser Stelle Prof. Dr. Lorenz Korn; sie damals und er immer noch Mitglied unserer Gesellschaft. Die Universität bedankte sich bei Manfred Bumiller im Jahre 2002 mit der Verleihung der Würde eines Ehrensenators; die Sammlung umfasste übrigens damals 4 200 Objekte. Im folgenden Jahr erkannten auch die Stadtoberen Bambergs, welcher Schatz der Gemeinde 1995 mit der Eröffnung des Museums zugefallen war.

Manfred Bumiller (li.) und Werner J. Pich (re.)
Manfred Bumiller (li.) und Werner J. Pich

Der Grund dafür war zunächst ein Besuch des 1992 von der Universität ausgerichteten Orientalistentages in Bamberg. Damals reifte Bumillers Entschluss, dieser Stadt den Vorrang vor anderen möglichen Standorten zu geben. Bamberg verlieh ihm dafür 2003 die Stadtmedaille, und seitdem verzeichnet das Goldene Buch Bambergs auch den Namen Bumiller. Der Sammler lebte übrigens zu diesem Zeitpunkt bereits seit zwanzig Jahren in Italien; nicht lange vor seinem Tod kam er erst in das Haus seines Museums zurück.

Wie manche andere Reisegruppe besuchten Anfang Juni 2010 einige Mitglieder des Lions-Clubs München-Würmtal das Museum. Der Club hatte die Gesellschaft der Freunde Islamischer Kunst und Kultur e.V., München, gelegentlich bei Druckvorhaben finanziell unterstützt. Manfred Bumiller führte die Gruppe durch sein Haus und berichtete über die Restaurierung der alten Architektur, über die Stiftung und natürlich ausführlich über besonders interessante Sammlungs-Objekte und ihre Erwerbsgeschichte. Der Club bedankte sich mit einer bronzenen Öllampe aus dem 13. Jh., zu der es ein Gegenstück in den Sammlungen gibt (Inv.Nr. BC-088).

Vom ungebremsten Expansionsdrang des alten Herrn zeugte damals seine Ankündigung, dass im Juni 2015 in Berlin eine Dependance des University Museum Islamic Art in Gestalt eines STUDIOs eröffnet würde. Sorgfältig ausgesuchte Meisterstücke der Sammlungen würden dort ständig zu sehen sein. Zur Eröffnung gab es eine Erste Spezial-Ausstellung „Zodiacs: Islamic Bronzes in THE BUMILLER COLLECTION“. Inzwischen fanden weitere statt.
Zu den Ausstellungen erscheinen jeweils Publikation von Wissenschaftlern der jeweiligen Fachrichtung.

Die Sammlungen der beiden Standorte sind zu einem beträchtlichen Teil veröffentlicht. Ein Desideratum ist im übrigen die Herausgabe aller bisher nur in deutscher Sprache vorliegenden Bände in Englisch, um sie der internationalen Forschung leichter zugänglich machen zu können.

Kataloge des Universitätsmuseums Islamische Kunst in Bamberg
Bumiller-Collection – Schriften zur Islamischen Kunst- und Kulturgeschichte (Bd. 1-3), bzw. Schriften des Museums für Frühislamische Kunst in Bamberg – alter Name – (Bd. 4-7). Bände 2 bis 6: Typologien Frühislamischer Bronzen. Band 7 – wegen des z.Zt. noch unvollständigen Forschungsstandes – keine Typologie, sondern „erste Katalogisierung“. Autoren bzw. Co-Autoren: wechselnd die verdienstvolle damalige Kuratorin der Sammlungen, Frau Dr. Monika Dahncke, Hamburg, Manfred Bumiller selbst sowie Prof. Dr. Josef Riederer vom Rathgen-Forschungslabor Berlin, das die Metallanalysen durchgeführt hatte.

Zwischen ca. 40 und 350 Seiten mit vielen s/w Photos, in Bd. 7 meist farbige Abbildungen, Umzeichnungen, Tabellen der Händler und Analyseergebnisse, Bibliographie. Auflagen zwischen 300 und 1000 Exemplaren. Bezug auch über das Museum. Autoren für weitere inzwischen erschienene Publikationen sind Kourosh Rashidi und vor allem Dr. Verena Daiber. Sie ist zugleich wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Bamberg und hat als Kuratorin im Museum einen eigenen Arbeitsraum. Von ihr stammen u.a. zwei Online Kataloge der im Museum verwahrten Handschriften sowie die Inventarkartei  iranischer Keramik aus einem umfangreichen Nachlass. Sowohl in den websites der Universität Bamberg (www.uni-bamberg.de/) wie in der des Museums (www.the-bumiller-collection.com/de/publikationen/) findet man die Listen der Schriften.

  • Band 1 „Frühislamische Bronzen der Bumiller-Collection“, Panicale 1988
  • Band 2 „Bronze-Öllampen“, Panicale 1992
  • Band 3 „Flügelschalen und Flakons“, Panicale 1993
  • Band 4 „Tierkopf- und Öllampen-Kannen“, Bamberg 1994
  • Band 5 „Enghalsflaschen“, Bamberg 1997
  • Band 6 „Tropfenförmige Anhänger“, Bamberg 1999
  • Band 7 „Frühislamische Kleinformate“, Bamberg 2002
  • Band 8 „Islamisches Blei. Die Wiederentdeckung einer bisher verschollenen Kultur“, Balzers 2012
  • Band 9 „Typologie frühislamischer Tiegel“ – geplant

In zweiter unveränderter Auflage erschien 2016 der Band „Lebensweisheiten Islamischer Kunst. Eine Blütenlese aus dem Universitätsmuseum für Islamische Kunst Bamberg“ von Verena Daiber (Hrsg,), in dem neben einer Geschichte des Museums und der Gebäude von verschiedenen Autoren etwa 100 Objekte aus 8 Sammlungskomplexen beispielhaft vorgestellt werden, so z.B. Spiel- und Schachfiguren, Kosmetische Gefäße, Schmuck und Magie. (141 SS. sehr zahlreiche farb. Abbildungen, ISBN 978-3-9523871-4-6. 

Adressen und Öffnungszeiten

Das Museum
Austraße 29 (Eingang Hasengasse), 96047 Bamberg
Öffnungszeiten Freitag und Samstag, sowie nach Vereinbarung; Telefon +49 177 6341774, oder Professor Dr. Lorenz Korn, Telefon 0951-863 2182 (Universität Bamberg).
info@the-bumiller-collection.com

Das Studio
Naumynstraße 68, 10997 Berlin-Kreuzberg,
Öffnungszeiten; während der temporären Ausstellungen
Donnerstag bis Samstag 14:00 – 18:00.
Telefon +49 (0)30 52 666 246, j.bumiller@the-bumiller-collection.com

http://www.the-bumiller-collection.com  

Ankäufe durch das Museum
Das Universitätsmuseum ist daran interessiert, einzelne Objekte oder auch kleinere Sammlungen der frühislamischen Kunst (7.-13. Jh.) käuflich zu erwerben.