Der Sheikh Zayed Book Award präsentiert die Shortlists der 19. Ausgabe mit internationalen und arabischen Schriftsteller*innen
Pressemitteilung
4. März 2025
Freiburg, Berlin, Abu Dhabi
Der Sheikh Zayed Book Award präsentiert die Shortlists der 19. Ausgabe mit internationalen und arabischen Schriftsteller*innen
- Über 4.000 Einreichungen aus 75 Ländern waren für die 19. Ausgabe des Preises eingegangen
- In der Kategorie „Übersetzung“ ist Claudia Ott mit ihrer deutschen Übersetzung von Tausendundeine Nacht: Das Buch der Liebe (erschienen im Verlag C.H. Beck) nominiert
- In der Kategorie „Arabische Kultur in anderen Sprachen“ stehen die deutschsprachigen Beiträge von Beatrice Gründler und Hakan Özkan auf der Shortlist
Der Sheikh Zayed Book Award (SZBA), der vom Abu Dhabi Arabic Language Centre unter der Schirmherrschaft des Department of Culture and Tourism – Abu Dhabi organisiert wird, hat die Shortlists für die 19. Ausgabe des Preises bekannt gegeben, die Autor*innen und Institutionen aus 15 verschiedenen Ländern umfassen und die Fülle und Reichweite der arabischen Kultur auf der ganzen Welt demonstrieren.
Der Preis ist einer der weltweit führenden Preise für arabische Literatur und Kultur und würdigt seit fast zwei Jahrzehnten Schriftsteller*innen, Wissenschaftler*innen, Übersetzer*innen, Kulturschaffende, Institutionen und Organisationen. Die 19. Ausgabe setzte mit über 4.000 Einreichungen aus 75 Ländern in den 10 Kategorien einen neuen Maßstab. In diesem Jahr waren Beiträge aus fünf neuen Ländern vertreten – Albanien, Bolivien, Kolumbien, Trinidad und Tobago und Mali – was die globale Reichweite des prestigeträchtigen Preises weiter unterstreicht.
Die Shortlist 2025 in der Kategorie Literatur umfasst drei international bekannte Autor*innen. Der ägyptische Autor und Drehbuchautor Ahmed Mourad ist für seinen spannungsgeladenen Kriminalroman The Spinx nominiert. Die Handlung spielt in 1869 und knüpft an sein früheres Buch Locanda Bir Al-Watawit (2020) an. Mourads Werke wurden für Film und Fernsehen verfilmt, darunter der 2014 erschienene Film The Blue Elephant. Ebenfalls auf der Shortlist steht die Romantrilogie Travels of the City of Clay des kuwaitischen Schriftstellers Saud Alsanousi aus dem Jahr 2023. Er liefert eine magisch-realistische Erzählung, die die Geschichte der Fischereiindustrie im Kuweit der Vor-Öl-Ära schildert. Alsanousis Roman The Bamboo Stalk (2012), der den International Prize for Arabic Fiction (IPAF) gewonnen hat, wurde in 14 Sprachen übersetzt, darunter Englisch, Italienisch und Chinesisch. Außerdem ist die libanesisch-französische Autorin Hoda Barakat für ihren Roman Hind or the Most Beautiful Woman in the Worldnominiert. Das Werk beleuchtet die angespannte Beziehung zwischen einer Mutter und ihrer Tochter, die an einer seltenen Krankheit leidet, welche ihre einst schönen Gesichtszüge entstellt. Ihre früheren Werke sind in mehr als 10 Sprachen übersetzt worden. 2002 gewann sie den französischen Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres, sowie 2008 den Chevalier de l’Ordre national du Mérite.
In der Kategorie Kinderliteratur ist Shireen Sabanegh für ihr Buch Maymouna and Her Crazy Ideas nominiert. Die jordanische Bilderbuchautorin, die zuvor für das Children’s Museum Jordan tätig war, befasst sich in ihrem Buch mit der Kraft des Selbstbewusstseins, wenn es darum geht, Herausforderungen zu meistern und einen Beitrag für die Gemeinschaft zu leisten. Ebenfalls nominiert ist The Phantom of Sabiba der marokkanischen Autorin Latifa Labsir. Das Werk thematisiert Autismus-Spektrum-Störungen aus der Sicht von Hiba, der Schwester eines autistischen Jungen namens Raji. Die ägyptische Autorin Hegra Alsawi rundet die Shortlist mit ihrem Jugendroman The Digital Fox ab, der die Geschichte von Timur, einem videospielverrückten Jungen, und der Beziehung zu seinen Eltern erzählt.
Im Fokus der diesjährigen Shortlist Arabische Kultur in anderen Sprachenstehen Autor*innen aus Deutschland, dem Vereinigten Königreich und der Türkei, die sich mit breitgefächerten Themen rund um arabische Geschichte, Literatur und Kultur befassen. Die deutsche Autorin, Akademikerin und frühere Präsidentin der American Oriental Society, Beatrice Gründler (Freie Universität Berlin) ist für The Rise of the Arabic Book nominiert. Darin widmet sie sich der wenig bekannten Geschichte der lebendigen und anspruchsvollen arabischen Buchkultur des Mittelalters. Ebenfalls in dieser Kategorie vertreten ist der britische Akademiker Andrew Peacock (University of St Andrews), der in seiner wissenschaftlichen Arbeit Arabic Literary Culture in Southeast Asia in the Seventeenth and Eighteenth Centuries den intellektuellen Austausch zwischen dem Nahen Osten und Südostasien, insbesondere die Entwicklung des Islams in der Region, durch das Studium wenig bekannter Manuskripte untersucht. Der türkische Autor Hakan Özkan ist für seine deutschsprachige Studie über die Geschichte des östlichen zaǧal: Dialektale arabische Strophendichtung aus dem Osten der arabischen Welt – von den Anfängen bis zum Ende der Mamlukenzeit nominiert. Das Werk analysiert die vielfältigen Dichtungstraditionen des Zaǧal vom 12. Jahrhundert bis zum Ende der Mamlukenzeit und untersucht insbesondere, wie diese poetischen Formen eine Brücke zwischen Analphabeten und dem literarischen Establishment der Zeit bildeten.
Die diesjährige Shortlist in der Kategorie Übersetzung zeichnet sich besonders durch zwei Übertragungen aus dem Arabischen in europäische Sprachen aus. Die deutsche Übersetzerin Claudia Ott ist für ihre Übersetzung von Tausendundeine Nacht: Das Buch der Liebe, einer hochgelobten Übersetzung von vier Liebesgeschichten aus den ältesten Quellen von Tausendundeiner Nacht, nominiert. Der italienische Übersetzer Marco Di Branco wurde für Orosius in die Shortlist aufgenommen. Dabei handelt es sich um eine englische Übersetzung von Paulus Orosius‘ Sieben Geschichtsbücher gegen die Heiden, auch bekannt als Kitāb Hurūshiyūsh. Dieses Geschichtswerk der griechisch-römischen Welt hatte einen großen kulturellen Einfluss auf die arabische Welt, insbesondere auf den Historiker Ibn Khaldun. Ebenfalls auf der Shortlist steht eine arabische Übersetzung von Le démon de la théorie: Littérature et sens commun (Der Dämon der Theorie: Literatur und gesunder Menschenverstand) des französischen Akademikers Antoine Compagnon durch den marokkanischen Übersetzer Hassan Outtaleb. Der Text untersucht das Verhältnis zwischen Literaturtheorie und gesundem Menschenverstand mit dem Argument, dass die Theorie zwar wertvoll ist, aber manchmal übermäßig komplex wird und sich vom alltäglichen Literaturverständnis löst.
Die Shortlist zu Literatur- und Kunstkritik umfasst eine Vielfalt an Texten, die sich mit der arabischen Literatur, Sprache, Herkunft und Architektur auseinandersetzen. Dr. Said Laouadi aus Marokko ist mit Food and Language: Cultural Excavations in Arabic Heritage nominiert, ein Werk, das die Beziehung zwischen Essen, verbaler Sprache und Schrift in der arabischen Kulturgeschichte analysiert. Dr. Rita Awad steht mit Poetry and Prophecy: Abu Tayeb as the Poet-Prophet auf der Shortlist und seziert darin die Arbeit des Poeten Al-Mutannabi aus der Abbasiden-Ära, der als einer der größten arabischen Poeten gilt. Der irakische Intellektuelle Khaled Alsultany ist nominiert für sein Werk Urbanistic Samarra: A Study of Architecture and Planning of an Abbasid City, das die Geschichte der abbasidischen Hauptstadt Samarra anhand ihrer Architektur erzählt und dabei das soziale, historische und politische Umfeld beleuchtet, das die Stadt geprägt hat.
Die Shortlist der Kategorie Beitrag zur Entwicklung der Nationen umfasst drei Werke über arabische und islamische Kultur. Der emiratische Akademiker Prof. Dr. Mohammed Bechari steht mit The Right to Strive: Perspectives on Muslim Women’s Rights auf der Shortlist. Sein Text beleuchtet islamische Rechtsstandpunkte bzgl. der Rechte von muslimischen Frauen und der ehelichen Gemeinschaft. Der syrisch-deutsche Autor Housamedden Darwish ist für The Philosophy of Recognition and Identity Politics: Criticism of the Cultural Approach to Arab-Islamic Culture nominiert, eine Kritik der modernen Identitätspolitik. Außerdem ist der jordanische Akademiker Prof. Dr. Majduddin Khemesh für seinen Text Cities and Trade in Islamic Civilisation nominiert, der die Rolle von islamischen Städten bei der Verbreitung von Glauben und Zivilisation verhandelt.
Die Kategorie Veröffentlichung arabischer Manuskripte widmet sich den Beiträgen, die sich mit der Erschließung arabischer Handschriften beschäftigen. Auf der Shortlist vertreten sind Rasheed Alkhayoun aus dem Irak, Saleh Aljassaraus Saudi-Arabien und Dr. Ahmed Gomaa Abdelhamid aus Ägypten.
Dr. Ali bin Tamim, Generalsekretär des Sheikh Zayed Book Awards und Vorsitzender des Abu Dhabi Arabic Language Centre, sagte:
„Wir freuen uns, die diesjährige Shortlist des Sheikh Zayed Book Awards zu präsentieren, die das außergewöhnliche Talent, die Hingabe und die Kreativität der Schreibenden und Wissenschaftler*innen hervorhebt, die die Zukunft der arabischen Kultur gestalten. Die diesjährige Auswahl ist besonders bemerkenswert hinsichtlich ihrer internationalen Dimension, vor allem in der Kategorie Übersetzung, die die wesentliche Rolle der literarischen Übersetzung bei der Vermittlung arabischer Literatur und Gedanken an ein weltweites Publikum unterstreicht. Wir gratulieren allen Nominierten für ihre herausragenden Beiträge und freuen uns über den Reichtum und die Vielfalt der vertretenen Stimmen.“
Die Gewinner der 19. Ausgabe des Sheikh Zayed Book Award werden im März bekannt gegeben. Sie erhalten jeweils 750.000 VAE Dirham (ca. 194.967€), während die Kulturpersönlichkeit des Jahres bei der Preisverleihung auf der Internationalen Buchmesse von Abu Dhabi am 28. April mit 1.000.000 VAE Dirham (ca. 259.956€) ausgezeichnet wird.
Der Sheikh Zayed Book Award unterstützt auch die Veröffentlichung arabischer Literatur in Übersetzungen in der ganzen Welt durch den Translation Grant des Preises, der jedes Jahr Übersetzungsgelder an internationale Verlage vergibt. Alle Titel der diesjährigen Shortlist für Literatur und Kinderliteratur kommen für eine Übersetzungsförderung in Frage, um die Übersetzung aus dem Arabischen in Weltsprachen zu erleichtern.